Sonntag, 19. August 2012

LITERATUR TIPP: Jonas Jonasson: "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand"



Der Bestseller „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand” hat die Marke von einer Million verkauften Exemplaren in Deutschland geknackt und führt inzwischen – nur mit kurzen Unterbrechungen – seit 49 Wochen die „Spiegel“-Bestsellerliste an.

Das Buch ist in 35 Ländern erschienen und wurde mehr als 2,5 Millionen Mal verkauft. Im Winter 2013 soll die Verfilmung unter der Regie des Schweden Felix Herngren in die Kinos kommen.
Aber wer ist eigentlich der Autor hinter der Erfolgsgeschichte des Romans? Schriftsteller Jonas Jonasson (51) im Portrait.

Jonasson erzählt eine skurrile Gangstergeschichte um den schrulligen Allan Karlsson, der an seinem 100. Geburtstag aus dem Fenster steigt. Auf dem Busbahnhof soll er nur kurz auf den Koffer eines jungen Mannes aufpassen, doch als der Bus einfährt, beschließt Allan, den Koffer mitzunehmen – nicht ahnend, dass sich darin 50 Millionen Kronen aus Drogengeschäften befinden.
Eine urkomische Flucht beginnt und zugleich die irrwitzige Lebensgeschichte eines eigensinnigen Mannes, der sich zwar nicht für Politik interessiert, aber trotzdem irgendwie immer in die großen historischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts verwickelt war.

Jonas Jonasson, Jahrgang 1961, lebt mit seinem kleinen Sohn zurückgezogen auf der schwedischen Insel Gotland in einem alten Landhaus. Hätte ihm jemand vor zehn Jahren gesagt, dass er mal einen Bestseller schreiben wird – wer weiß, ob er es geglaubt hätte.
Viele Jahre lang arbeitete er als Journalist und gründete danach eine Firma für Medienberatung. In wenigen Jahren wurden aus zwei Mitarbeitern einhundert. Jonasson arbeitete sieben Tage die Woche, selten unter 16 Stunden pro Tag. Irgendwann brach er unter dem Druck zusammen. Mit Verdacht auf Herzinfarkt ging er zu einem Arzt, doch es war nicht das Herz.
„Der Arzt sagte, es würde einige Monate dauern, bis ich darüber hinweg sei, tatsächlich dauerte es einige Jahre. Ich habe Antidepressiva bekommen und hatte eine Therapie, aber für einige Monate war ich so ängstlich und erschöpft, dass ich kaum noch in die Küche gehen konnte. Ich wusste, ich musste mein Leben ändern“, verriet der Autor der britischen Tageszeitung „Telegraph“.
Vom Leben gebrochen und nach einer schweren Scheidung inklusive Sorgerechtsstreit um den gemeinsamen Sohn, widmet sich Jonasson einer lange nicht ausgelebten Leidenschaft: dem Schreiben. „Ich bin so glücklich, dass ich gewartet habe“, sagte er im Interview mit der Verlagsgruppe „Random House“.
Technisch sei er vielleicht schon mit 23 oder 24 Jahren in der Lage gewesen, das Buch zu schreiben, aber möglicherweise hätte er bei Milan Kundera oder García Márquez kopiert, weil er damals noch nicht an sich glaubte. „Stattdessen habe ich gewartet, bis ich 47 war und all die Erfahrungen und das Selbstvertrauen hatte, um exakt das Buch zu schreiben, das ich selbst auch lesen wollte.“

Als erstes erfand Jonasson den Titel seines Bestsellers: Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand. Irgendwann wurde er selbst so neugierig auf die Geschichte, die sich hinter diesem Titel verbergen könnte, dass er das Buch schreiben musste.
Sein Debütroman ist ein voller Erfolg, die Kritiker voll des Lobes: schillernd, amüsant, opulent, unglaublich – ein großes Lesevergnügen. Jonassons Fans müssen sich noch etwas gedulden, aber schon im nächsten Herbst soll sein zweiter Roman erscheinen. Arbeitstitel: „Die Analphabetin, die lesen konnte“.

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