Donnerstag, 6. Dezember 2012

+++BUNDESPRÄSIDENT GAUCK zur Privataudienz bei PAPST BENEDIKT XVI.+++



Wann erlebt man schon einmal einen Spitzenpolitiker in reiner Vorfreude auf seinen nächsten Arbeitstag?

So wie Barack Obama seine Privataudienz bei Papst Benedikt XVI. (85) als „Höhepunkt“ seiner ersten Amtszeit bezeichnet hat, ist auch Bundespräsidenten Joachim Gauck (72) anzumerken, dass er sich auf DIESEN Dienst-Termin von Herzen gefreut hat.

Der Protestant und ehemalige Pastor im Vatikan:

Um 10.40 Uhr traf Gauck im dunkelblauen Maserati Quatroporte im Petersdom ein und verharrte zunächst lange vor dem Grab von Johannes Paul II. Joachim Gauck tief bewegt : „Es ist etwas Besonderes, was von diesem Menschen ausging. Er war ein großes Geschenk für die Menschheit. Deshalb war es mir wichtig, ihm im Gebet nahe zu sein.“

Beim kurzen Gang durch den Petersdom berührte er den Fuß jener Petrusstatue, die schon Martin Luther bei seinem Besuch in Rom berührt haben soll.
Höhepunkt war natürlich die Begegnung mit dem Oberhaupt von 1,2 Milliarden Katholiken.

BEGRÜSSUNG UND GASTGESCHENKE

Um 11.10 Uhr begrüßte der Pontifex das deutsche Staatsoberhaupt: „Herzlich willkommen, Herr Bundespräsident.“ Und Gauck erwiderte: „Ich begrüße Sie als Bundespräsident und als Landsmann, aber vor allem als Mensch und Christ.“

Gauck brachte neben seiner eigenen Biographie als Gastgeschenk eine Kiste feinster Nürnberger Lebkuchen mit, außerdem einen Spazierstock, den der Heilige Vater etwa für seine Spaziergänge in Castel Gandolfo benutzen könne.
Der Papst revanchierte sich u.a. mit seinem jüngsten Buch über die Kindheit Jesu und einer Zeichnung aus dem Jahr 1527.

Die beiden haben über eine halbe Stunde miteinander gesprochen.
Auf den ersten Blick prallen dabei zwei Welten aufeinander: Hier der Protestant aus der ehemaligen DDR, dem die schlichten Backsteinkirchen seiner Rostocker Heimat stets näher geblieben als die Pracht des Kirchenstaates. Dort der vom barocken katholischen Bayern geprägte Pontifex, der sich - bei aller Schlichtheit in den persönlichen Ansprüchen – von den Meisterwerken der Kunst zur Ehre Gottes tief berühren und inspirieren lässt.

Nicht nur mental gibt es Unterschiede zwischen den großen Kirchen in Deutschland und ihren höchsten Repräsentanten.
Doch der Bundespräsident betont am Vorabend der Audienz, dass er nicht nach Rom gefahren sei, um „das protestantische Fähnchen hochzuhalten“. Nicht theologische Feinheiten sollen im Mittelpunkt des Vier-Augen-Gesprächs stehen, sondern etwa die Lage Europas, dessen Risse zwischen Nord und Süd viele Menschen beunruhigen.
Zudem möchte Gauck seinen Besuch als freundschaftliches Signal an die Katholiken verstanden wissen, von denen er weiß, dass sie in Deutschland nach wie vor eine Mehrheit bilden. Während mit Angela Merkel und ihm selbst zwei Protestanten die höchsten Ämter bekleiden.
Zur Analyse, dass der Politik von heute prägende Katholiken fehlen, ist es da nur noch ein kleiner Schritt. Jedenfalls wünscht sich Gauck in den Debatten unserer Zeit klare katholische Stimmen und Standpunkte.

Wie hält er es der Ex-Pastor selbst mit dem Glauben?

Das Thema sei mit dem Einzug in Schloss Bellevue nicht aus seinem Leben verschwunden, sagt Gauck. Zwar will er die Frage nach Gott keinem Bürger aufzwängen. Aber für seinen persönlichen Bereich ist sie nach wie vor von großer Bedeutung: „Letztlich darf uns nicht gleichgültig sein, was die Quellen unserer Kraft und Hoffnung sind.“

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